Geschichte und Ausstattung |
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Die Konzeption der Kirche ist stark
geprägt durch den ersten Pastor von St. Michael: Pastor
Cornelius Frh. von Geyr (Pfarrer an St. Michael 1953-68).
Er war über fünf Jahre in russischer Kriegsgefangenschaft
gewesen und hatte dort zunächst als Kaplan viel Kontakt
zu seinen Mitgefangenen. Von diesen Eindrücken war er
stark geprägt worden. pastor Frh. von Geyr stand in regem
Kontakt zu Toni Kleefisch, dem Architekten der Kirche, der
hier in der Nachbarschaft wohnte, und hat die Kirche gemeinsam
mit ihm konzipiert. Er hatte die Idee, der Kirche Ähnlichkeit
mit einem Schiff zu geben, das durch die Zeiten steuert. Er
hat die Fensterrose über dem Portal entworfen, die mit
ihren runden Maueröffnungen an die Bullaugen eines Schiffes
erinnert. Auch die Kunstgegenstände der inneneinrichtung
- mit Ausnahme der flämischen Leuchter - hat er ausgewählt.
Entstehung der Pfarrei
Durch den Flüchtlingsstrom aus dem Osten Anfang der 50er
Jahre und den Zustrom von Bediensteten in die Bundeshauptstadt
Bonn entstand die dringende Notwendigkeit, Wohnraum zu schaffen
und vor allem den Vertriebenen eine neue Heimat zu geben.
Eine Anzahl der Flüchtlinge wurde im Stadtteil Bonn-West,
angesiedelt. Das Erzbistum entschied, für die neu Zugezogenen
auch eine neue Kirche mit einem Pfarrzentrum zu bauen.
Die neue Pfarrei wurde aus drei Teilen
gebildet, die jeweils von den Pfarreien St. Martin (Münsterpfarre),
St. Marien und St. Maria Magdalena (Endenich) abgetrennt wurden.
St. Michael war anfangs ein Pfarr-Rektorat. im November 1954
wurde das Pfarr-Rektorat selbstständige Pfarrei mit anfangs
3.500 Gemeindemitgliedern. Heute hat St. Michael ca. 1.500
Katholiken.
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Das Grundstück auf dem die Kirche
steht, war ehemals kein geweihter Ort wie bei anderen Kirchen.
Es war ursprünglich ein ganz weltlicher Fussballplatz
un d gehörte der Stadt Bonn. Die Grundsteinlegung fand
am 4. Fastensonntag (Laetare), dem 15. März 1953, statt.
Am 9. November 1953 wurde sie konsekriert.
Die Kirche wurde nach dem Entwurf des Architekten Toni
kleefisch 1953 erbaut. Beeinflusst von Künstlern wie
Le Corbusier, Gropius, Wright, Thonet, Arp und Henry Moore
schuf er ein Gotteshaus, dessen Schlichtheit sich dem Betrachter
in der klaren Linienführung erschließt: Die ungegliederte
Fassade und die sparsame Ornamentik des rechteckigen geosteten
Baus wird überragt von einem frei stehenden Kirchturm.
Die am Chor und am Eingangsbereich angegliederten Gebäude
bilden zusammen mit dem Kirchenschiff eine architektonische
Einheit. Im Norden befinden sich das einzige, niedrige Seitenschiff
zur privaten Andacht und für die Beichte sowie die Sakristei
und ein Pfarrsaal und im Süden eine Werktagskapelle,
die ursprünglich als Taufkapelle konzipiert war. Die
Kirche hat eine so genannte eingezogene Apsis, also
mit flachen Rundungen.
Die Portale liegen unter einem wellenartig
geformten Dach. Diese fließende, raumgreifende Linienführung
ist eine typische stilistische Erscheinung der 50er Jahre.
Es fällt auf, dass die Portale nicht massiv wie bei den
meisten Kirchen, sondern mit Glasfenstern durchbrochen sind.
darin wiederholt sich das runde Motiv der Fensterrose über
dem Portal, worin sowohl eine Reminiszenz an das romanische
Rosettenmotiv als auch eine Nachahmung der Bullaugen eines
Schiffes, einer Arche, zu erkennen sind.
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Die Kreuzigungsgruppe (Epitaph) aus
hellem Sandstein vor dem Seitenportal ist ein Geschenk der
Stadt Bonn an die Gemeinde St. Michael. Das Epitaph stammt
von einem abgerissenen Haus an der Viktoriabrücke. Durch
Vandalismus wurde es stark beschädigt und 1974 mit einem
Eisengitter versehen.
Der Innenraum des Kirchenschiffes wird beherrscht durch einfache
Materialien wie Holz und Naturstein. Die Atmosphäre bestimmt
helles Licht, das durch runde, fast farblose Glasfenster fällt
und sich auf den weiß gekalkten, nahezu schmucklosen
Wänden fängt. Der Innenraum des Kirchenschiffes
wirkt schlicht und nüchtern. Die wellenartigen Ornamente
der parabelartigen Decke im Eingangsbereich schafft gleichsam
die Verbindung von außen nach innen. Der Blick wird
an der gefächerten Holzdecke entlang durch das Kirchenschiff
gelenkt und kommt an dem massiven Altar zur Ruhe: Auf zwei
behauenen Felssockeln verankert ruht ein 100 Zentner schwerer
Stein. Ursprünglich war der Altar schmaler konzipiert
worden. Damalige Liturgievorschriften erfordern jedoch einen
Natursteinblock. Darum waren auch die massiven Fußverankerungen
notwendig, deren Säulenstützen sich bis in die Krypta
fortsetzen mussten, um eine statische Absicherung des Altartischs
zu gewährleisten.
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Der Tabernakel: Er ist freistehend.
Ausführung: Egino Weinert, Köln. Der Tabernakel
zeichnet sich durch eine kunstvolle Emailarbeit aus, die Szenen
aus der Geheimen Offenbarung darstellt.
Der Taufstein, nach drei Seiten gewölbt,
entspricht dem Formenvokabular der 50er Jahre. Material: roter
Bundsandstein, Entwurf: Architekten Kleefisch und Leyers,
Hersteller: Gebr. Gresser, Ochsenfurt. Taufsteinabdeckung:
Egino Weinert, Köln.
Runde Fenster im Chorraum. Der Lichteinfall
aus diesen Fenstern zeichnet den Chorraum als den liturgisch
wichtigsten Bestandteil aus. Die Fenster zeigen abstrakte
Muster, genannt Neun Chöre der Engel. Sie sind
im ausschwingenden Stil der Zeit gestaltet.
Die rechteckigen Fenster im Seitenschiff
zeigen den Kreuzweg mit 14 Stationen. Entwurf: Helmut Degenhard,
Beuel; Ausführung: Fa. Derix, Kevelaer. Die vorherrschenden
Farben sind Rot, Blau und Grün. in der Farbsymbolik steht
Rot für das Reich Gottes, Blau für Himmer und Grün
für die Hoffnung auf ewiges Leben.
Die Marienstatue stammt wahrscheinlich
aus dem frühen 15. Jahrhundert und aus burgundischer
Werkstatt. Im Ausdruck der Madonna fehlt jeder Anflug von
Intimität zwischen ihr und dem Jesuskund, aber auch der
Kontakt zum Beter erlaubt keine Süßlichkeit. Würde
und Hoheit, Sparsamkeit des Gefühls sind ausgedrückt.
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Die Werktagskapelle, im Süden
neben dem Eingang gelegen, ist mit vier Fenstern ausgestattet.
Sie sind vorwiegend in dunklem Grün und Blau gehalten
und zeigen die Darstellung der ersten vier Artikel des Glaubensbekenntnisses.
Entwurf: Helmut Degenhard, Beuel, Ausführung: Fa. Derix,
Kevelaer.
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Die Pieta ist aus Lindenholz gefertigt
und ihre Entstehung wird Ende des 15. Jh. datiert. Sie stammt
aus der Riemenschneider-Schule (Gotik).
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Das Gemälde zeigt eine Kreuzigungsszene:
Jesus, Maria und Johannes. es stammt aus der Van Dyk-Schule.
(Beatrix Wessel)
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