05.04.2003

Pfarrverband Bonn - Unter dem Kreuzberg
Die Kirche St. Michael, Weststadt

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Die Kirche St.Michael
Geschichte und Ausstattung
Bild: Der hl. Michael; links im Chorraum .

Die Konzeption der Kirche ist stark geprägt durch den ersten Pastor von St. Michael: Pastor Cornelius Frh. von Geyr (Pfarrer an St. Michael 1953-68). Er war über fünf Jahre in russischer Kriegsgefangenschaft gewesen und hatte dort zunächst als Kaplan viel Kontakt zu seinen Mitgefangenen. Von diesen Eindrücken war er stark geprägt worden. pastor Frh. von Geyr stand in regem Kontakt zu Toni Kleefisch, dem Architekten der Kirche, der hier in der Nachbarschaft wohnte, und hat die Kirche gemeinsam mit ihm konzipiert. Er hatte die Idee, der Kirche Ähnlichkeit mit einem Schiff zu geben, das durch die Zeiten steuert. Er hat die Fensterrose über dem Portal entworfen, die mit ihren runden Maueröffnungen an die Bullaugen eines Schiffes erinnert. Auch die Kunstgegenstände der inneneinrichtung - mit Ausnahme der flämischen Leuchter - hat er ausgewählt.

Entstehung der Pfarrei
Durch den Flüchtlingsstrom aus dem Osten Anfang der 50er Jahre und den Zustrom von Bediensteten in die Bundeshauptstadt Bonn entstand die dringende Notwendigkeit, Wohnraum zu schaffen und vor allem den Vertriebenen eine neue Heimat zu geben. Eine Anzahl der Flüchtlinge wurde im Stadtteil Bonn-West, angesiedelt. Das Erzbistum entschied, für die neu Zugezogenen auch eine neue Kirche mit einem Pfarrzentrum zu bauen.

Die neue Pfarrei wurde aus drei Teilen gebildet, die jeweils von den Pfarreien St. Martin (Münsterpfarre), St. Marien und St. Maria Magdalena (Endenich) abgetrennt wurden. St. Michael war anfangs ein Pfarr-Rektorat. im November 1954 wurde das Pfarr-Rektorat selbstständige Pfarrei mit anfangs 3.500 Gemeindemitgliedern. Heute hat St. Michael ca. 1.500 Katholiken.

Bild: Der Glockenturm von St.Michael (c)2002 STR

Das Grundstück auf dem die Kirche steht, war ehemals kein geweihter Ort wie bei anderen Kirchen. Es war ursprünglich ein ganz weltlicher Fussballplatz un d gehörte der Stadt Bonn. Die Grundsteinlegung fand am 4. Fastensonntag (Laetare), dem 15. März 1953, statt. Am 9. November 1953 wurde sie konsekriert.

Die Kirche wurde nach dem Entwurf des Architekten Toni kleefisch 1953 erbaut. Beeinflusst von Künstlern wie Le Corbusier, Gropius, Wright, Thonet, Arp und Henry Moore schuf er ein Gotteshaus, dessen Schlichtheit sich dem Betrachter in der klaren Linienführung erschließt: Die ungegliederte Fassade und die sparsame Ornamentik des rechteckigen geosteten Baus wird überragt von einem frei stehenden Kirchturm. Die am Chor und am Eingangsbereich angegliederten Gebäude bilden zusammen mit dem Kirchenschiff eine architektonische Einheit. Im Norden befinden sich das einzige, niedrige Seitenschiff zur privaten Andacht und für die Beichte sowie die Sakristei und ein Pfarrsaal und im Süden eine Werktagskapelle, die ursprünglich als Taufkapelle konzipiert war. Die Kirche hat eine so genannte eingezogene Apsis, also mit flachen Rundungen.

Die Portale liegen unter einem wellenartig geformten Dach. Diese fließende, raumgreifende Linienführung ist eine typische stilistische Erscheinung der 50er Jahre. Es fällt auf, dass die Portale nicht massiv wie bei den meisten Kirchen, sondern mit Glasfenstern durchbrochen sind. darin wiederholt sich das runde Motiv der Fensterrose über dem Portal, worin sowohl eine Reminiszenz an das romanische Rosettenmotiv als auch eine Nachahmung der Bullaugen eines Schiffes, einer Arche, zu erkennen sind.

Die Kreuzigungsgruppe (Epitaph) aus hellem Sandstein vor dem Seitenportal ist ein Geschenk der Stadt Bonn an die Gemeinde St. Michael. Das Epitaph stammt von einem abgerissenen Haus an der Viktoriabrücke. Durch Vandalismus wurde es stark beschädigt und 1974 mit einem Eisengitter versehen.
Der Innenraum des Kirchenschiffes wird beherrscht durch einfache Materialien wie Holz und Naturstein. Die Atmosphäre bestimmt helles Licht, das durch runde, fast farblose Glasfenster fällt und sich auf den weiß gekalkten, nahezu schmucklosen Wänden fängt. Der Innenraum des Kirchenschiffes wirkt schlicht und nüchtern. Die wellenartigen Ornamente der parabelartigen Decke im Eingangsbereich schafft gleichsam die Verbindung von außen nach innen. Der Blick wird an der gefächerten Holzdecke entlang durch das Kirchenschiff gelenkt und kommt an dem massiven Altar zur Ruhe: Auf zwei behauenen Felssockeln verankert ruht ein 100 Zentner schwerer Stein. Ursprünglich war der Altar schmaler konzipiert worden. Damalige Liturgievorschriften erfordern jedoch einen Natursteinblock. Darum waren auch die massiven Fußverankerungen notwendig, deren Säulenstützen sich bis in die Krypta fortsetzen mussten, um eine statische Absicherung des Altartischs zu gewährleisten.

Bild: Grundriss von St.Michael

Der Tabernakel: Er ist freistehend. Ausführung: Egino Weinert, Köln. Der Tabernakel zeichnet sich durch eine kunstvolle Emailarbeit aus, die Szenen aus der Geheimen Offenbarung darstellt.

Der Taufstein, nach drei Seiten gewölbt, entspricht dem Formenvokabular der 50er Jahre. Material: roter Bundsandstein, Entwurf: Architekten Kleefisch und Leyers, Hersteller: Gebr. Gresser, Ochsenfurt. Taufsteinabdeckung: Egino Weinert, Köln.

Runde Fenster im Chorraum. Der Lichteinfall aus diesen Fenstern zeichnet den Chorraum als den liturgisch wichtigsten Bestandteil aus. Die Fenster zeigen abstrakte Muster, genannt Neun Chöre der Engel. Sie sind im ausschwingenden Stil der Zeit gestaltet.

Die rechteckigen Fenster im Seitenschiff zeigen den Kreuzweg mit 14 Stationen. Entwurf: Helmut Degenhard, Beuel; Ausführung: Fa. Derix, Kevelaer. Die vorherrschenden Farben sind Rot, Blau und Grün. in der Farbsymbolik steht Rot für das Reich Gottes, Blau für Himmer und Grün für die Hoffnung auf ewiges Leben.

Die Marienstatue stammt wahrscheinlich aus dem frühen 15. Jahrhundert und aus burgundischer Werkstatt. Im Ausdruck der Madonna fehlt jeder Anflug von Intimität zwischen ihr und dem Jesuskund, aber auch der Kontakt zum Beter erlaubt keine Süßlichkeit. Würde und Hoheit, Sparsamkeit des Gefühls sind ausgedrückt.

Bild: Fenster in der Werktagskapelle  (c)2002 STRBild: Fenster in der Werktagskapelle  (c)2002 STR

Die Werktagskapelle, im Süden neben dem Eingang gelegen, ist mit vier Fenstern ausgestattet. Sie sind vorwiegend in dunklem Grün und Blau gehalten und zeigen die Darstellung der ersten vier Artikel des Glaubensbekenntnisses. Entwurf: Helmut Degenhard, Beuel, Ausführung: Fa. Derix, Kevelaer.

Bild: Die Pieta in der Werktagskapelle  (c)2002 STR

Die Pieta ist aus Lindenholz gefertigt und ihre Entstehung wird Ende des 15. Jh. datiert. Sie stammt aus der Riemenschneider-Schule (Gotik).

Das Gemälde zeigt eine Kreuzigungsszene: Jesus, Maria und Johannes. es stammt aus der Van Dyk-Schule.

(Beatrix Wessel)