Ein romanisches Kunstwerk
Wahrscheinlich aus einem karolingischen
Vorgängerbau, einer Burgkapelle der Ritter von Lengsdorf,
hervorgegangen , läßt die Lage der Kirche noch
heute die Verbindung zwischen Gotteshaus und Burg erkennen.
Sie steht auf einem sanft geneigten, nach Norden hin steil
abfallendem, spronartigen Hang, der von einer hohen Bruchstein-Stützmauer
aus Tuff mit wuchtigen Streben zum unterhalb gelegenen Dorfplatz
abgefangen wird und der Anlage ein wehrhaftes Gepräge
gibt. Über das Aussehen der ehemaligen Burg, deren Nachweis
durch Bodenfunde als gesichert gilt, insbesonders der Burgkapelle
ist nichts bekannt.
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Kirchliche Entwicklung
Hierzu liegen nur spärliche Quellen
vor. Gegründet durch das Bonner Cassius-Stift, gehört
Lengsdorf zum kirchlichen Amtsbereich der Pfarrei Endenich,
die Kirche bildete eine Filiale der Endenicher Pfarrkirche.
Der jeweilige Probst des Cassius-Stiftes besaß das Recht,
den Geistlichen für Lengsdorf zu berufen.
Der allzuweite Weg für die Kirchgänger veranlaßte
die Kirchenverwaltung, Lengsdorf aus dem Endenicher Pfarrverband
zu lösen. Im Jahre 1624 bildete der Ort mit Ippendorf,
Röttgen und Ückesdorf eine eigene Pfarrgemeinde.
Im 17. und 18. Jahrhundert erhielten diese Dörfer eigene
Kapellen, wurden aber weiterhin von Lengsdorf aus betreut.
Während der politischen Zugehörigkeit zu Frankreich
(1794-1914) konnte nach französischem Recht, die Gemeinde
den Pfarrer selbst wählen. Sie entschied sich nach Auflösung
des Servitenordens auf dem Kreuzberg (1802) für dessen
bisherigen Prior. Der allgemeine Bevölkerungsanstieg
im vorigen Jahrhundert bewirkte, daß Ippendorf und Röttgen
von der Pfarrei abgetrennt und zu Rektoraten erhoben wurden.
Dagegen blieb Ückesdorf bis in die Gegenwart eine Filiale
von Lengsdorf. Durch Priestermangel bedingt, betreut zur Zeit
der Pfarrer von Röttgen zugleich Lengsdorf und Ückesdorf.
Hinweis der Redaktion: In der jüngsten
Geschichte hat sich (zum 01.01.2003) aus den Gemeinden St.Maria
Magdalena (Endenich), St.Michael (Weststadt) und St.Peter
(Lengsdorf) eine neue Gemeinde St.Maria Magdalena gegründet.
Die Filialkirche St.Hubertus (Ückesdorf) hat sich zu
diesem Zeitpunkt Christi Auferstehung (Röttgen) angeschlossen.
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Baugeschichte
Bauherr und Baumeister der heutigen dreischiffigen
Gewölbebasilika sind unbekannt. Die baugeschichtliche
Entwicklung zeigt folgende Bau- und Restaurierungszeiten:
um 1250 |
Bau des quadratischen Chorraumes mit halbrunder,
eingezogener Apsis - das sogenannte "Lengsdorfer
Chörchen" - sowie des Langhauses mit südlichem
Seitenschiff. |
um 1300 |
Erweiterung des Langhauses durch ein drittes
Joch. |
1894 |
Anbau des nördlichen Seitenschiffes
und der Sakristei in Anlehnung an die vorgegebenen romanischen
Bauformen. Die Fächerfenster ähneln denen der
St.Quirinus-Kirche in Neuß. Ausmalung und Ausstattung
erfolgte im neuromanischen Stil. |
1935 |
Erweiterung des Langhauses durch eine Westvorhalle
in abstrahierter Form der romanischen Baukunst, ohne Gliederungselemente,
mit Kreisfenster udn drei gleichförmigen Rundbogenfenstern. |
1944-45 |
Zerstörung durch Luftangriffe im Zweiten
Weltkrieg. Hierbei brannte der Dachreiter ab, ein mächtiger,
verschieferter Fachwerkbau mit steilem, vierseitigen Helm,
der wegen seiner Ausmaße auch als Turm bezeichnet
wurde. |
1953 |
Anbau eines Turmes an der Südwestecke
des Langhauses, dem romanischen Stil angepaßt. |
1955-57 |
Äußere Erhaltungsarbeiten und
Innenrenovierung, Entfernung der neuromanischen Ausmalung.
Versuch, das Kircheninnere wieder mit dem Archiketurganzen
in eine Stileinheit zu bringen. |
1990-92 |
Erhebliche bauliche Instandsetzung und Renovierung,
u.a.: Neubeschieferung des gesamten Kirchendaches, Isolierung
des Gemäuers, Einbau einer neuen Heizung, Farbgestaltung
innen und außen nach historischen Vorgaben. Hinweis
der Redaktion: Feierliche Konsekration des Altares
durch Herrn Weihbischof Dr. Josef Plöger und Herrn
Pastor Hermann Josef Bremer am 18.11.1992. |
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Baubeschreibung
Das Baumaterial der Kirche stammt aus der
rheinischen Vulkanlandschaft: Tuff aus dem Brohltal und Trachyt
aus dem Siebengebirge, mit Traß verputzt.
Der Außenbau ist typisch für die Hochromatik: Lisenen,
Rundbogenfriese, Wulst-Kehle-Gesimse und Rundbogenfenster
im Obergaden. Im Bereich der Fenster ist der Rundbogenfries
unterbrochen und als Linienfries eckig um sie gelegt.
Das Innere läßt noch gut die ursprüngliche
zweischiffige Pfeilerbasilika von zwei Jochen in gebundenem
System mit niedrigem, quadratischen Chorraum erkennen. Je
zwei quadratische Seitenschiffgewölbe entfallen auf eines
im Mittelschiff. Wuchtige Pfeiler mit Vorlagen tragen über
schlichten Kapitellen Gurte und Wulstrippen des Kreuzrippengewölbes
im Mittelschiff. Von großen Blendbögen überfangene
Scheidbögen auf schlanken Mittelstützen verbinden
Haupt- und Seitenschiff. Die Kelchblockkapitelle und die Gewölberippen
mit vorstehendem Schlußstein zeigen Ähnlichkeit
mit denen anderer Bonner Kirchenbauten. Das dritte Joch nach
Westen läßt durch abweichende Einzelformen den
späteren Anbau erkennen, u.a.: größeres Joch,
über den Arkaden fehlen die Blendbögen, schienstabförmiges
Profil der Gewölberippen.
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St.Peter Innenansicht, Foto: Franz A. Walbröhl
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Quelle: Pfarrbrief ST.PETRI KETTEN 3/1992 November 1992 der
Pfarrgemeinde St.Peter Bonn-Lengsdorf. Artikel zur Vollendung
der Instandsetzung durch Rektor Heribert Faber.
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